Schutz von Bio-Pilzen mit einer 3,3-Meter-Dichtung
Die Zucht von Edelpilzen ist anspruchsvoll. Als Schimmel die Produktion bei Fine Funghi bedrohte, löste KLINGER Gysi das Problem mit einer maßgeschneiderten Dichtung.
Die einen mögen’s nicht zu warm, die anderen nicht zu kalt. Mal ist Dunkelheit gefragt, das andere Mal wieder Licht. Und auch bei der Luftfeuchtigkeit haben Speisepilze ihre ganz eigenen Vorstellungen – Pilzzucht ist eine äußerst heikle Angelegenheit. Vor allem, wenn man sie im großen Maßstab wie bei Fine Funghi aus Gossau in der Schweiz betreibt, von wo aus der Bioeinzelhandel mit Edelpilzen beliefert wird. Seit drei Jahren hat auch KLINGER Gysi die Finger mit im Spiel: dank einer ausgetüftelten Dichtungslösung im Herstellungsprozess.
Fünf bis sechs Wochen dauert es, bis Kräuterseitlinge geerntet werden können.
Dichtungen in der Substratproduktion
Die Zusammenarbeit zwischen KLINGER Gysi und Fine Funghi begann 2021, als es Probleme mit einem Rührwerk für die Mischung des Substrats gab, auf dem die Pilze eigentlich wachsen und gedeihen sollten. Dieses Substrat ist ein pastöses Sägemehlgemisch mit 60 Prozent Feuchtigkeitsgehalt, das durch Erhitzung im Rührwerk steril gemacht wird. „Dieser Vorgang muss luftdicht abgeschlossen stattfinden. Wir hatten allerdings ein Problem mit der Dichtung im Rührwerk, das Substrat wurde verseucht und begann, zu schimmeln“, sagt Felix Steiner, der bei Fine Funghi für die Substratproduktion zuständig ist. Seiner Erfahrung nach reicht schon eine einzige Schimmelpilzspore in einem 2,5-Kilo-Sack mit Substrat, die verhindern kann, dass der gewünschte Speisepilz darin wächst.
„Es muss alles sehr sauber und steril ablaufen, das Substrat wird daher auch in Reinräumen verpackt und abgefüllt.“
Der gelernte Landwirt Felix Steiner arbeitet seit acht Jahren bei Fine Funghi und ist für die Substratproduktion zuständig.
Bis zu vier Tonnen an Substrat auf Basis von Buchensägemehl wird für die Pilzzucht im Rührwerk gemischt und gekocht.
Überwindung der Herausforderungen beim Rührwerk
Da kommt eine Leckage im Rührwerk freilich äußerst ungelegen. Steiner kontaktierte daher Thomas Marchesi, die beiden kannten sich bereits. Marchesi, Gebietsverkaufsleiter Dichtungen und PTFE-Produkte bei KLINGER Gysi, konnte nach nur drei Wochen eine Lösung für die herausfordernde Ausgangslage präsentieren. „Schwierigkeiten bereitete unter anderem der Deckel des Rührwerks, der kaum angehoben werden konnte, sowie die unebenen und sehr dünnen Flansche. Unser Ziel war es, die Dichtung zu ersetzen, ohne das Rührwerk komplett demontieren zu müssen und die Flanschblattneigung zu eliminieren“ , sagt Marchesi. Erreicht wurde das mit einer Dichtungslösung bestehend aus acht Einzelsegmenten, die mittels Schwalbenschwanzverbindungen zu einer Dichtung mit 3,3 Metern Durchmesser zusammengeschlossen wurde.
Die neue Dichtung passte maßgeschneidert zwischen Rührwerk und Deckel.
Im Beitrag erwähnte Kontakte:
Thomas Marchesi, Gebietsverkaufsleiter Dichtungen und PTFE-Produkte bei KLINGER Gysi
Zum Einsatz kam dabei eine spezielle Zweistoff-Dichtung aus KLINGERSIL C-4324 und EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer-Kautschuk), die KLINGER Gysi eigens entwickelte. Steiner wusste bereits um die Qualität der Produkte, denn schon seit geraumer Zeit bezieht die Pilzproduktion Drucksicherheitsventile von KLINGER Gysi. Die erste Dichtung hat ein Jahr lang gut gehalten, musste aber aufgrund einiger Stellen, an denen zu wenig Anpressdruck herrschte, ersetzt werden. Die neue Dichtung konnte mit größeren Schrauben so am Rührwerk befestigt werden, dass sie nun gleichmäßig anliegt und mehrere Jahre nicht ersetzt werden muss. Vier Tonnen Substrat können in dem Rührwerk gleichzeitig gekocht werden, ein Vorgang, der bis zu zehn Stunden in Anspruch nimmt – eine Belastungsprobe für den 3,3 Meter durchmessenden Dichtungsring, der dem Druck aufgrund der speziellen Zusammensetzung bestens standhalten kann. Marchesis Fazit nach erfolgreichem Abschluss der Zusammenarbeit mit Fine Funghi lautet folgendermaßen:
„Das gute Zusammenspiel zwischen Kunde, Außendienst und unserer Technik bietet dem Kunden einen deutlichen Mehrwert und eine funktionierende Lösung für seine spezielle Anwendung.“
Thomas Marchesi ist Gebietsverkaufsleiter für Dichtungen bei KLINGER Gysi.
Faktenbox
Fine Funghi
Seit über 35 Jahren spezialisiert sich Fine Funghi im schweizerischen Gossau auf die Zucht von Edelpilzen in Bioqualität. 30 Mitarbeiter:innen kümmern sich um die Zucht von Kräuterseitlingen, Shiitake-Pilzen, Austernseitlingen, Pioppino-Pilzen. Das Unternehmen produziert jährlich rund 230 Tonnen an Bioprodukten, die vor allem über den Einzelhandel auf den Markt gebracht werden. Beliefert werden unter anderem einzelne Biogeschäfte und die Schweizer Genossenschaft und Supermarktkette Coop als Hauptabnehmer. Hauptsaison für die Pilzzucht ist der Herbst und Winter.
Faktenbox
Wussten Sie, dass ...
…KLINGER Gysi neben einer Vielzahl an Dichtungslösungen (darunter Materialien wie Gummi-Faser, Elastomer, Graphit, Glimmer, Metall und PTFE) auch Armaturen wie Kugelhähne, Regelventile und Absperrklappen sowie Fluorkunststoff-Komponenten anbietet?
…die spezielle Zweistoff-Dichtung aus KLINGERSIL C-4324 und EPDM von KLINGER Gysi mittels Schneidplotter aus einer Dichtungsplatte geschnitten wurde und innerhalb kürzester Zeit an den Kunden geliefert werden konnte?
…Edelpilze wie Shiitake oder Kräuterseitlinge sehr sensibel auf Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt und Raumtemperatur reagieren? Bei optimalen Umweltverhältnissen gelingt es, den optimalen Ertrag zu erzielen – der bis zu 20 Prozent des Gewichts des eingesetzten Substrats haben kann.