KLINGER CEO Interview: „Wir verstehen uns als Lösungsanbieter“
Interview mit den KLINGER CEOs Christoph Klinger-Lohr und Daniel Schibli: Rückblick auf 2021 und Ausblick auf 2022 bei der KLINGER Gruppe
Mehr Service! Mehr Nachhaltigkeit! Mehr Automatisierung! Und eine stärkere Social Media Präsenz! Wenn die KLINGER CEOs Daniel Schibli und Christoph Klinger-Lohr das vergangene Jahr Revue passieren lassen und einen Blick in die Zukunft wagen, verbreiten sie Aufbruchsstimmung.
Die vergangenen Monate und Jahre der coronabedingten Lockdowns und Einschränkungen haben wir genutzt, um uns noch solider aufzustellen. In unserem aktuellen Blogbeitrag und dem ausführlichen Interview mit unseren CEOs wollen wir Ihnen einen Überblick über die Neuerungen geben.
Im Beitrag erwähnte Kontakte:
Christoph Klinger-Lohr, KLINGER Group CEO, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Soft Sealing und Metal Sealing
Daniel Schibli, KLINGER Group CEO, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Fluid Control und Service & Distribution
Beginnen wir an unserem Stammsitz im niederösterreichischen Gumpoldskirchen. Auch hinter den altehrwürdigen Mauern haben längst moderne Zeiten Einzug gehalten. Als wir uns bei der KLINGER Dichtungstechnik im Jahr 2021 mit Riesenschritten Richtung Industrie 4.0 bewegten, hatte die Produktqualität immer oberste Priorität. Um bis Jahresende die Qualitätssicherungsprozesse der KLINGER Dichtungstechnik digitalisieren zu können, mussten zunächst sämtliche Maschinen auf den letzten Stand der Technik gebracht werden.
„In einem zweiten Schritt haben wir dann ein eigenes, zukunftssicheres Industrienetzwerk angelegt, das auf eine wirklich sehr große Datenmenge ausgelegt ist“, sagt Ernst Schäfer, technischer Geschäftsführer der KLINGER Dichtungstechnik in Gumpoldskirchen. „Dabei haben wir schon in der Planungsphase darauf geachtet, dass auch in Zukunft bei steigendem Datenaufkommen immer genügend Leitungsressourcen zur Verfügung stehen werden. Im Notfall funktioniert dieses Netzwerk übrigens auch komplett eigenständig und entkoppelt vom Betreiber – selbst bei einem Netzwerkausfall können wir weiterhin alle Daten abgreifen.“
Kundenvorteil
Ein solider Produktionsprozess sorgt für zuverlässige Lieferungen. Plus: Maßgeschneiderte Kundenwünsche können dank Digitalisierung und Automatisierung jetzt noch schneller umgesetzt werden.
Erfahren Sie mehr über die Digitalisierung und den Besuch von Digitalisierungsministerin Margarethe Schramböck im KLINGER-Werk Gumpoldskirchen:
Hier seien nur drei Punkte herausgegriffen, weitere Details im folgenden Interview mit unseren CEOs.
KLINGER Dichtungstechnik errichtete 2020 eine regenerative Nachverbrennungsanlage für die Produktion von PTFE-Dichtungen. Aktuelle Messungen zeigen sehr erfreuliche Werte: Mit jeder produzierten Tonne PTFE-Material sparen wir eine Tonne CO2 ein. Bei voller Anlagennutzung ergib das eine CO2-Reduktion von 150 Tonnen pro Jahr.
2021 wurden sämtliche CMR-Stoffe aus der Dichtungsplattenproduktion verbannt. CMR-Stoffe? Diese Abkürzung steht für krebserzeugend, mutagen und reproduktionstoxisch. Gesundheits- und umweltschädliche Substanzen, für die es zum Glück meist Alternativen gibt. Höchste Zeit für den Umstieg, denn wir bei KLINGER sind überzeugt: Safety first!
Kundenvorteil
Bei KLINGER kaufen Sie stets mit gutem Gewissen. Plus: Wir denken voraus und erfüllen oft heute schon die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die morgen erst gefordert werden.
Klar, dass so viel Engagement nicht unbemerkt blieb. Erfahren Sie welche Auszeichnungen und Umweltgütesiegel KLINGER im vergangenen Jahr erringen bzw. verteidigen konnte:
CEOs der KLINGER Gruppe Christoph Klinger-Lohr (links) und Daniel Schibli (rechts)
Der Leitspruch des Unternehmens KLINGER lautet: trusted.worldwide. – was bedeutet das gerade jetzt, im dritten Pandemiejahr?
Daniel Schibli: trusted.worldwide. hat sich für unsere Kund:innen gerade jetzt gelohnt: Wir sind seit Pandemieausbruch zu jeder Zeit lieferfähig geblieben. Das hat mit unserem Businessmodel zu tun. Wir investieren in gute Lagerkapazitäten. Wo es notwendig war, haben wir flexibel und spontan, vor allem aber lösungsorientiert agiert – auch neue Lieferanten kontaktiert, wenn etwas gebraucht wurde. Das können kleinere Mitbewerber nicht ohne Weiteres leisten. Vielleicht ist deshalb 2021 eine ganze Reihe von Neukunden zu uns gekommen.
Christoph Klinger-Lohr: Das Vertrauen in die Marke KLINGER hängt damit zusammen, dass man sie weltweit kennt. Die Pandemie hat gewisse Entwicklungen beschleunigt. Eine davon war unser Rebranding-Prozess. Wir haben inzwischen alle Firmen, die neu zur KLINGER Group gestoßen sind, an unseren Markenauftritt angepasst: Unser Logo. Unser Motto. Unser KLINGER-Blau. Einheitlichkeit ist jetzt noch wichtiger, denn viele unserer Einkäufer:innen sind im Homeoffice. Da befasst man sich noch mehr mit sozialen Medien und mit Websites.
Apropos Homeoffice: Was hat die neue Arbeitsweise im Umgang mit den Kund:innen verändert?
Daniel Schibli: Wir haben gemerkt, dass nicht alle Kundinnen und Kunden im Homeoffice die Daten aus der Vergangenheit verfügbar hatten. Wir haben diese Informationen rausgesucht, zur Verfügung gestellt, was einen erheblichen Mehraufwand für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet hat – aber unser Bestreben war, den Kundinnen und Kunden Arbeit abzunehmen.
Hat sich während der Pandemie auch das Angebot verändert? Wurden einige KLINGER-Produkte stärker oder weniger stark nachgefragt?
Christoph Klinger-Lohr: Während der ersten Pandemiewelle 2020 haben wir gemerkt, dass viele Projekte, Bauvorhaben, größere Revisionsarbeiten oder auch geplante Stillstände auf die lange Bank geschoben wurden. Entsprechend haben wir unsere Angebotspalette überdacht und unser Serviceportfolio erweitert und zugleich vereinheitlicht. Wir sind auf gutem Wege, in den kommenden Monaten ein wirklich abgerundetes KLINGER-Servicepaket anbieten zu können. Diese Entwicklung wurde von der Pandemie beschleunigt …
Daniel Schibli: … beschleunigt auch insofern, als wir selbst viel Zeit im Homeoffice verbracht und dort Ideen entwickelt haben. Auf unserer strategischen Agenda standen drei S für – Safety, Solutions, Service. Das bedeutet in der konkreten Umsetzung auch mehr Produkte – ja. Aber: KLINGER versteht sich nicht mehr nur als Komponentenlieferant, sondern vermehrt als Lösungsanbieter. Das ist uns wichtig.
Die Pandemie hat aber auch die Digitalisierung und Automatisierung im Unternehmen beschleunigt. Warum war das gerade jetzt wichtig?
Christoph Klinger-Lohr: Speziell im zweiten Quartal 2020 hatten wir auf einmal das Gefühl, jemand habe den Stecker rausgezogen. Viele Projekte bei unseren Kundinnen und Kunden kamen zum Erliegen. In diesem Moment haben wir viele Automatisierungsprojekte auf Schiene gebracht. Wir versuchen generell, unsere Produktionsstandorte sinnvoll zu automatisieren, Qualitätssicherungs- und Planungsprozesse zu digitalisieren …
Daniel Schibli: … und sind damit Vorreiter, denn unsere Branche ist hinsichtlich Digitalisierung eher konservativ. KLINGER ist in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung auf gutem Weg, eine führende Rolle einzunehmen. Wir haben die Corona-Zeit genutzt, um uns noch besser aufzustellen und auf alles, was jetzt kommen könnte, bestmöglich vorzubereiten.
Auch in den Bereichen Social Media- und Onlinemarketing hat KLINGER seine Präsenz intensiviert.
Daniel Schibli: Christoph (Klinger-Lohr, Anm.) und Christina (Raimann, Anm.), die als Head of Group Corporate Services seit dem Vorjahr den gesamten Bereich Marketing, Kommunikation und Digitalisierung verantwortet, haben das sehr aktiv betrieben. Ich surfe in meinem Alter auf der Social Media Welle nur mit … das aber aus vollem Herzen (lacht).
Sie haben Christina Raimann erwähnt, die nun mehr Verantwortung im Unternehmen trägt. Mit Barbara Köfinger trat Ende 2021 auch die erste weibliche Geschäftsführerin ihre Position bei KLINGER an. Allgemein ist die Branche eher männlich dominiert – setzt KLINGER hier ein richtungsweisendes Signal?
Christoph Klinger-Lohr: Ein sehr wichtiges Thema! Wenn wir die KLINGER-Historie betrachten, war alles männlich besetzt, vom Geschäftsführer bis zum Aufsichtsrat. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Wenn es also eine passende Kandidatin für eine Position gibt: Wir freuen uns!
Daniel Schibli: So sehe ich das auch. Wir sind keine Quotenjäger, aber wir stehen für mehr Diversität.
Themenwechsel: Nachhaltigkeit. Dieses Heft setzt hier einen bewussten Schwerpunkt. Was bedeutet der Begriff für Sie persönlich?
Daniel Schibli: Viele Firmen betreiben Nachhaltigkeit als Show. Wir nicht. Bei uns war Nachhaltigkeit schon Unternehmensprinzip, bevor es den Begriff überhaupt gab. Unser Sortiment besteht schon immer aus besonders langlebigen Produkten. Langlebig heißt letztlich aber auch nachhaltig, im Gegensatz zur heutigen Wegwerfmentalität. Zugleich durchleuchten wir ständig die Entwicklungen der Zukunft. Wir sind zwar keine Systemtreiber, die Entwicklungen anschieben können. Aber wir schauen immer, wo wir unseren Beitrag zu umweltfreundlichen, nachhaltigen Gesamtsystemen leisten können.
„Viele Firmen betreiben Nachhaltigkeit als Show. Wir nicht. Bei uns war Nachhaltigkeit schon Unternehmensprinzip, bevor es den Begriff überhaupt gab.“
CEO der KLINGER Gruppe Daniel Schibli
Was wäre ein konkretes Beispiel?
Daniel Schibli: Zwei Stichworte: „Wasserstoff“ und „Biogas“ (LNG). Sei das im Schiffsbau oder für industrielle Unternehmen im Kleinkraftwerksbau. Wir haben jetzt schon Lösungen parat, die erst in den kommenden Jahren großflächig zur Anwendung kommen werden. Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Unsere internen Expertinnen und Experten gehen sogar davon aus, dass wir die nötige Energiewende nur mit Wasserstoff überhaupt meistern werden. Unsere Produkte sind schon jetzt dafür zugelassen. Und, um noch konkreter zu werden: Ein Tanker, der mit fossilen Brennstoffen angetrieben wird, hat einfach keine gute CO2-Bilanz. LNG (Liquid Natural Gas), also Flüssiggas, ist ein viel emissionsärmerer, also umweltfreundlicherer Antrieb. Wir fertigen super Spezialarmaturen für LNG-Antriebe. Jetzt vielleicht noch ein Nischenprodukt am Weltmarkt, doch wir glauben: nicht mehr lange!
Christoph Klinger-Lohr: Unternehmensintern setzen wir natürlich auch nachhaltige Maßnahmen, drosseln den Energieverbrauch bei der Produktion, speisen Abwärme wieder ins System, sorgen dafür, dass Materialverschnitt recycelt und in die Produktion rückgeführt wird - und wir haben zuletzt alle problematischen Substanzen aus der Dichtungsproduktion verbannt.
Sind auch für 2022 neue Produkte in Planung – und wollen Sie den Kundinnen und Kunden vielleicht schon eine Sneak Preview gewähren?
Daniel Schibli: Zu viel will ich wirklich noch nicht verraten, aber wir haben tatsächlich weitere Produkte aus dem Armaturenbereich im Köcher, die wir noch heuer lancieren wollen. Diese Produkte werden bei weniger Materialverbrauch die gleiche Leistung bringen, wie die Vorgängermodelle.
Um neue Produkte entwickeln zu können, muss man in die Produktionstechnik investieren. Welche Investitionen würden Sie da für das vergangene Jahr hervorheben?
Daniel Schibli: Wir haben im Jahr 2021 eine Reihe von Investitionen getätigt: Wir haben neue Maschinen gekauft und bestehende modernisiert. Wir haben auch den Produktionsprozess an verschiedenen Standorten digitalisiert. So konnten wir Effizienz und Output steigern.
Investitionen in die Prozessoptimierung zahlen sich aus unserer Erfahrung so gut wie immer aus. Und auch die Kundinnen und Kunden spüren schnell, dass Verkaufs-, Produktions- und Abwicklungsprozesse noch ein bisschen smoother laufen.
Sie sagen, KLINGER investiert. Will und soll ein Unternehmen in dieser unberechenbaren Zeit eigentlich auch weiterwachsen?
Christoph Klinger-Lohr: Aber ja. Der Wachstumswunsch ist größer denn je! Die Frage ist, wo wollen wir wachsen? Es ist gerade in Zeiten wie diesen ein gutes Gefühl, dass wir mit unseren Marktentwicklungs-Prognosen der letzten Jahre immer richtig lagen. Beispiel: Unsere Einschätzung, dass die Entwicklung weg von fossilen Energieträgern, einmal in Gang gekommen, mit Riesenschritten erfolgen wird.
Daniel Schibli: Wachstum bedeutet für uns, qualitativ zu wachsen. Wir wollen gute Unternehmen an Bord holen, die unsere Produktvielfalt erweitern.
Im vergangenen Jahr hat KLINGER den italienischen Dichtungshersteller Spiralit zugekauft.
Christoph Klinger-Lohr: Ja. Ein großer Zugewinn! Die italienische Firma Spiralit wird als ein Erstausrüster und Gesamtanbieter bei Dichtungen den Endkundinnen und Endkunden vieler Branchen Vorteile bringen.
„Die italienische Firma Spiralit wird als ein Erstausrüster und Gesamtanbieter bei Dichtungen den Endkundinnen und Endkunden vieler Branchen Vorteile bringen.“
CEO der KLINGER Gruppe Christoph Klinger-Lohr
Abschlussfrage: Welche Wünsche und Visionen haben Sie für das restliche Jahr 2022?
Christoph Klinger-Lohr:Nebst dem Ende der Pandemie … wünsche ich mir auch ein Ende der Ermüdung, die sich breitmacht. Das ständige Hin und Her, Homeoffice – echtes Office, online – offline. Das sorgt für große Erschöpfung bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber natürlich spüren wir sie auch bei den Kundinnen und Kunden. Ich wünsche mir, dass wieder Ruhe einkehrt. Dass es wieder mehr Routine und Planbarkeit gibt. Das wir alle und unsere Kundinnen und Kunden insgesamt wieder besser leben als im vergangenen Jahr.
Daniel Schibli:Dem kann ich mich nur anschließen. Und bis dahin, gilt: Wir gehen die letzte Meile für unsere Kundinnen und Kunden. trusted.worldwide. mit oder ohne Pandemie. Wir sind da!