Firmengeschichte und Familientradition bilden die Basis für den Erfolg von KLINGER. Christoph Klinger-Lohr und Daniel Schibli, CEOs der KLINGER Group sprechen über Meilensteine der Vergangenheit und was wir heute daraus lernen können.
Bei KLINGER wurden im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Jubiläen gefeiert, wie auf den folgenden Seiten zu lesen ist. Wie erklären Sie sich die Langlebigkeit dieses Unternehmens, dessen Gründung 1886 in Richard Klingers Werkstatt erfolgte?
Christoph Klinger-Lohr: Unsere Firmengeschichte geht weit zurück und hat zwei Weltkriege überdauert. Die daraus entstandene Notwendigkeit, wiederholt etwas Neues aufbauen zu müssen, haben wir als Chance genutzt. Auch unsere Firmenstruktur und die Unabhängigkeit von der Börse haben uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen.
Daniel Schibli: Wichtig ist auch, dass wir als KLINGER hungrig bleiben, auf der Suche nach Neuem sind, den Markt – aber auch Marktbegleiter – beobachten, was machen diese anders, vielleicht sogar besser. Immer wachsam sein und den Wettbewerbsvorteil suchen, immerwährend, das ist wichtig.
Im Beitrag erwähnte Kontakte:
Daniel Schibli, KLINGER Group CEO, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Fluid Control und Service & Distribution
Christoph Klinger-Lohr, KLINGER Group CEO, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Soft Sealing und Metal Sealing
Wo sehen Sie besondere Weichenstellungen in der KLINGER-Geschichte?
Schibli: Eine zentrale Weichenstellung war der klare Fokus auf den leckagefreien Durchfluss verschiedenster Medien und Drücke in diversen industriellen Anwendungen, also auf Dichtungen, Armaturen und Füllstandsanzeiger. Mit der Entscheidung, den Automotive-Bereich in den 1990ern zu verlassen, sind wir goldrichtig gelegen und konnten uns so auf unsere Kernkompetenzen in der Industrie konzentrieren.
Klinger-Lohr: Unsere Vorgänger in der Geschäftsführung haben außerdem schon früh erkannt, dass Europa als Absatzmarkt allein zu klein ist und daher auf Internationalisierung gesetzt. Diese hat in den 1950ern und 1960ern an Fahrt aufgenommen und uns als weltweit erfolgreichen Player positioniert.
Was lernen wir aus der Firmengeschichte für die unmittelbare Zukunft?
Mutig zu sein gegenüber fortschrittlichen Lösungen für den Kunden, aber auch in Bezug auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz sowie politischen Vorgaben wie ESG und andere.
Daniel Schibli, KLINGER Group CEO, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Fluid Control und Service & Distribution
Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Jahr 2024?
Dieses Jahr wird ebenso volatil verlaufen wie das vergangene. Wir sehen uns in Europa zwar einer schwierigen Situation gegenüber, sind aber in einem sehr resilienten Markt tätig. Ich bin gegen Schwarzmalerei, denn bei KLINGER haben wir Mitarbeiter:innen mit innovativen Ansätzen, die auch in schwächeren Zeiten Geschäfte vorantreiben können.
Christoph Klinger-Lohr, KLINGER Group CEO, verantwortlich für die Geschäftsbereiche Soft Sealing und Metal Sealing
Wie hat die langjährige Geschichte von KLINGER die Unternehmensidentität geprägt?
Klinger-Lohr: Prägend war nicht zuletzt immer auch die jeweilige Persönlichkeit des Geschäftsführers. Firmengründer Richard Klinger war Erfinder, sein Sohn Karl trieb die Internationalisierung voran, mein Großvater begeisterte sich für den Automotive-Bereich, mein Vater schon weniger – so drückte jede Generation dem Unternehmen seinen Stempel auf. Wichtig ist, dass die Familie immer als Bindeglied agierte und für Kontinuität sorgte.
Schibli: Und die Mitarbeiter:innen fühlen sich der Klinger-Familie verbunden. Wir legen Wert darauf, dass die Firmengeschichte ein Teil unserer DNA ist und bleibt. Nämlich familiär zu arbeiten, schnelle und flexible Entscheidungen zu treffen und möglichst einfache Strukturen beizubehalten. Sozusagen international familiär zu sein.
Finden sich historische Vergleiche für die politische und wirtschaftliche Situation, auf die KLINGER aktuell zu reagieren hat?
Schibli: Die aktuellen Zeiten sind sicher einzigartig in Bezug auf Menge und Komplexität der geopolitischen, technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Damit sind wir aber nicht alleine, sondern auch Kunden und Mitbewerb stehen in denselben Spannungsfeldern. Wir können nicht alles machen, es ist jetzt wichtig, die richtigen Dinge zu tun und Dinge richtig zu machen.
Welchen Vorteil hat ein Unternehmen, das auf eine knapp 140-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann, gegenüber den jüngeren Playern?
Klinger-Lohr: Wir bauen auf etwas auf, das über die vielen Jahre durch großteils richtige Entscheidungen eine erfolgreiche Entwicklung vollzog. Im Gegenzug dazu können sich junge Unternehmen heute viel leichter finanzieren, wirtschaftliche Fördermodelle gab es lange Zeit nicht. KLINGER musste daher von vornhinein vorsichtiger wirtschaften – was als unternehmerischer Wert gar nicht so zu verachten ist.