Mit einem Doktortitel in Chemie und professioneller Erfahrung in den Neurowissenschaften schlägt Jane Abi Aad eine Brücke zwischen Wissenschaft und der menschlichen Natur.
Als Leiterin der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Groupe Efire arbeitet Jane Abi Aad bei einem langjährigen Vertriebspartner von KLINGER in Frankreich. Die Wissenschaftlerin ist sich des Faktors Mensch im Forschungs- und Entwicklungsbereichs äußerst bewusst – wenn sie auf den Frauenmangel in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern angesprochen wird, kommt sie sofort auf die Klischees der Farbgebung bei Neugeborenen zu sprechen. „Haben Sie schon einmal die so genannten Gender-Reveal-Partys gesehen, bei denen das Geschlecht eines ungeborenen Kindes verkündet wird? Rosa steht da für Mädchen, Blau für Buben. Man muss bei den Eltern ansetzen, nicht erst bei den Lehrern, wenn es um Gleichberechtigung geht.“
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Jane Abi Aad, Leiter des Forschungs- und Entwicklungs- und Ingenieurbüros der Dichtungsabteilung der Groupe Efire

Es ist kein Zufall, dass ihr das sauer aufstößt. Als sie ihr Masterstudium in Chemie absolvierte, verdiente sie als Lehrerin in einem Spezialprogramm für Schüler:innen mit kognitiven und neurologischen Entwicklungsverzögerungen ihr Geld. Dabei fiel ihr auf, wie ungleich verteilt die Zahl von Frauen in höheren Bildungsstufen verglichen mit denen, die sie betreute, war.

„Viele der Kinder mit den besten Noten sind weiblich. Aber je höher die Schulstufe, desto mehr Männer sind vertreten. Wo sind all die Frauen geblieben?“
Jane Abi Aad, Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und des technische Büros bei Groupe Efire
Die einzige Technikerin
Nachdem sie ein Stipendium erlangte, um ihr Doktoratsstudium in Frankreich abzuschließen, verließ Abi Aad im Zuge ihrer akademischen Ausbildung ihr Heimatland, den Libanon. Nach ihrem Studienabschluss trat sie eine Stelle bei Eynard Robin an, einem Teil der Groupe Efire, wo sie als erste Ingenieurin für Forschung und Entwicklung eingestellt wurde. Es war für sie eine große Herausforderung, diese Abteilung von Grund auf aufzubauen, sie sah es aber auch als Chance. Als die einzige Frau im technischen Bereich des Unternehmens hat sich Abi Aad zum Ziel gesetzt, mit ihrem Wissen und Können zu überzeugen: “Als junge Frau wird man erst dann ernst genommen, wenn man seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat. Erst wenn die anderen sehen, dass man nicht aufgibt und weiterkämpft, in seinen Projekten weiterkommt – dann findet ein Umdenken statt.” Ihre harte Arbeit hat sich gelohnt, in weniger als zweieinhalb Jahren wurde sie zur Managerin befördert.
Fact box
Wofür steht MINT?
MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – die Schlüsselfelder der modernen Wissenschaft und Technologie. Es ist ein Akronym, das oft verwendet wird, um Bildungs- und Karrierewege in diesen zukunftsorientierten Bereichen zu beschreiben.
Mitmach-Management
Als sie mit der Aufgabe betraut wurde, ihre eigene Abteilung zu leiten, hatte Abi Aad eine klare Vision davon, wie sie vorgehen möchte. Ihr Team sollte die Vorteile der akademischen Welt verfolgen, aber gleichzeitig auch die Flexibilität der Privatwirtschaft ausnützen, um Forschung und Entwicklung am Puls der Zeit möglich zu machen. Ihr Plan ging offensichtlich auf: Wieder nur zweieinhalb Jahre später erhielt sie die nächste Beförderung, diesmal ins Management der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie des technischen Büros der gesamten Groupe Efire. Nach ihrem augenscheinlichen Führungstalent befragt, bleibt sie bescheiden und verweist auf die gute Zusammenarbeit und die vereinten Talente ihres Teams: „Es ist eine ganz andere Art des Managements als ich sie am Anfang meiner Berufslaufbahn erlebt habe. Vielmehr gleicht mein Führungsstil dem, was ich aus meinem Doktoratsstudium gewohnt bin – ich höre viel zu und lasse mich oft auf Diskussionen ein, hole viele andere Meinungen ein. Ich lasse nicht die Chefin heraushängen. Damit gehe ich bewusst einen anderen Weg, als den, der in unserer Branche sonst recht weit verbreitet ist“, sagt Abi Aad.
Karriereziele und Weiterentwicklung
An ihrem Arbeitsplatz steht an ihrer Seite steht ein Team, das nach intellektuellen Herausforderungen sucht. Leidenschaft für die Arbeit ist es, womit Abi Aad ihre Mitarbeiter:innen inspirieren kann. Aber auch regelmäßige Gespräche über Karriereziele und die persönliche Weiterentwicklung helfen ihr dabei, den Entwicklungspfad jedes einzelnen Teammitglieds im Auge zu behalten:

„Wir sehen bereits die Ergebnisse. Ich bin sehr interessiert daran, was die einzelnen Ingenieur:innen und Techniker:innen machen wollen, wohin sie streben. Sich für ihre Bedürfnisse zu interessieren, motiviert die Leute.“
Jane Abi Aad, Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und des technische Büros bei Groupe Efire
Wenn sich ein Mitglied ihres Teams hinsichtlich eines Projekts unsicher fühlt, dann teilt sie es einem Kunden zu, wo die Arbeit viel Interaktion und Feedback beinhaltet. So ist es ihr leichter möglich, Seite an Seite mit dem betreffenden Teammitglied zu arbeiten und notwendige Kurskorrekturen einzuleiten. Mit wachsendem Selbstbewusstsein kann sie sich dann zurückziehen und dem Teammitglied die Projektleitung nach und nach vollständig überantworten.
Trotz ihrer Erfolge lassen sie die Herausforderungen als Frau in der Technik nie ganz zur Ruhe kommen. Ihre Erfahrungen als Lehrende und als Lernende, als Angestellte und Managerin sind für sie starke Leitlinien in ihrem Tun – und was sie besser nicht tut. Während sie hofft, möglichst viele Frauen zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen, ist ihr auch völlig bewusst, dass sehr viel früher angesetzt werden muss, um Frauen in die Technik zu bekommen. „Es ist nicht so, als wären Frauen nicht motiviert dafür. Es beginnt schon im frühen Alter – wir müssen mit Mädchen die gleichen Spiele spielen wie mit den Buben. Wir müssen den Mädchen dieselben Spielzeuge in die Hand geben, wie den Jungen. Und so weiter.“
Wie man Burnout vermeiden kann
Obwohl sie ihren Job sehr mag, ist ihr bewusst, dass sie auch Entspannung braucht, um nicht ins Burn-out zu schlittern. Ihr Arbeitstag ist geprägt von tiefschürfenden intellektuellen Betätigungen, in ihrer Freizeit sucht sie dagegen körperlichen Ausgleich: Tanzen und Wandern zählen zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Besonders die französischen Berge schätzt sie aufgrund ihrer herrlichen Aussichtspunkte, deshalb begibt sie sich gerne auf Wochenendausflüge mit ihren Freunden und ihrer Familie als Ablenkung vom Büroalltag. Darüber hinaus betätigt sich Abi Aad auch in der Freiwilligenarbeit: Sie gibt einmal pro Woche Nachhilfe in einer Schule.
