Frauen in der Technik: Wie Elke Ghersin zur Dichtungsspezialistin wurde

Ihre Karrierepläne waren andere, als Elke Ghersin mit 18 Jahren die Ausbildung zur Krankenpflegerin wählte. Sie wusste, dass sie Menschen helfen wollte, bald wurde ihr aber klar, dass die Arbeit im Gesundheitsbereich nicht zu ihrer wahren Berufung werden konnte. Sie wechselte die Branche und heuerte als Vertriebsassistentin bei einem Dichtungshändler an. Mittlerweile verfügt sie über Jahrzehnte an Erfahrung als Dichtungsexpertin und kann über die Anfangsschwierigkeiten in ihrem neuen Arbeitsumfeld nur noch schmunzeln: „Als ich die erste Bestellung für O-Ringe bearbeiten musste, dachte ich mir, ‚Oh, die verkaufen Schmuckartikel’. So viel zu meinem Wissensstand über die Branche damals.“ Im Niederländischen bedeutet „ooring“ nämlich Ohrring.

Von der Krankenpflege zur Dichtungstechnik: Ein ungewöhnlicher Weg

Lange dauerte es nicht, bis Ghersins Wissensdurst eine Aufholjagd anstachelte. Ihre Vorgesetzen merkten schnell, wie viel Wert sie auf Weiterbildung und Selbststudium legte. Bald stieg sie in den Vertriebsinnendienst auf und übernahm danach eine Führungsrolle in der Dichtungsabteilung. In dieser Funktion schätzte sie die Interaktion mit Menschen, vermisste aber die technischen Aspekte ihrer früheren Positionen. Zu diesem Zeitpunkt ereilte sie der Ruf von KLINGER: Sie vollzog den Wechsel vom Händler zum Hersteller und fand so den Zugang zu den Bereichen Forschung und Entwicklung. Vier Jahre ist sie nun schon bei KLINGER Belgium beschäftigt. Die immer wieder wechselnden Anforderungen an ihre Dichtungsexpertise spornen sie bis heute an: „Es ist sehr abwechslungsreich. Kein Tag gleicht dem anderen.“ Ihre Aufgaben reichen von Kundentelefonaten über technische Datenreports bis hin zu Vor-Ort-Inspektionen und das Brainstormen mit dem Vertriebsinnendienst.

Die Bedeutung einer integrativen PSA

Dank ihrer langjährigen Erfahrung hat Ghersin eine Reihe von tiefgreifenden Veränderungen in der Branche miterlebt – auch wenn sie meist Schritt für Schritt über längere Zeiträume eingetreten sind, wie sie anmerkt. Die Fortschritte bei der Materialgestaltung in der Dichtungstechnik etwa haben das Produktangebot merklich erweitert, was einerseits ihren Wissensschatz, andererseits aber auch den Bedarf an Wissensvermittlung und Mentoring für neue Kolleg:innen vergrößerte. Mit verbesserten Kommunikationsmitteln wie Videokonferenzen ergaben sich neue Möglichkeiten für internationale Teamevents, was eine engere Kameradschaft mit den Kolleg:innen weltweit zur Folge hatte.

Verbesserungsbedarf hingegen sieht Ghersin bei der Schutzkleidung für Frauen. Zu oft komme es vor, dass nur die Standardausrüstung vor Ort zur Verfügung steht, die unzureichende Sicherheit gerade für kleinere Körpergrößen bietet. Schutzhelme, die über die Augen rutschen, Warnwesten, die bis über die Knie hängen, Feuerschutzhosen, die über die Brust reichen – Sicherheitsausrüstung ist nutzlos, wenn sie nicht korrekt sitzt. Abgesehen von den offensichtlichen praktischen Problemen legt Ghersin den Finger auf eine weitere Wunde: „Wenn man aussieht, als könne man sich nicht anziehen, wirkt sich das auch negativ auf die eigene Glaubwürdigkeit aus. Für passende Sicherheitsausrüstung für Frauen besteht noch eine große Marktlücke.“

Ungenutztes Potenzial erkennen

Von den vielen Talenten, die Ghersin in ihre Arbeit einbringt, sticht eines besonders hervor: ihr Spürsinn für ungenutztes Potenzial. Ob es Kolleg:innen sind, die kurz vor einem Durchbruch bei der Lösung eines Problems stehen oder Ideen für frauengerechte Sicherheitskleidung, Ghersin hat ein Händchen dafür, Stroh zu Gold zu machen. Zu ihrem Erfolgsrezept tragen ihr Hang zur Teamarbeit sowie auch ihre Neugier und ihr Durchhaltevermögen bei: „Man muss Fragen stellen und so lange nachfragen, bis man etwas versteht, auch wenn man die selbe Frage oft zweimal stellen muss. Manche Leute tun sich einfach beim Erklären schwer.“

Eine Frau triumphiert in der Dichtungstechnik

Die Zusammenarbeit mit anderen ist für Ghersin nicht nur ein Weg, um ein starkes Team aufzubauen, sondern auch, um Wissen weiterzuvermitteln. Sie freut sich bereits auf ihre kommenden Dienstreisen für KLINGER, um mit weiteren talentierten Mitarbeiter:innen zu netzwerken. Jede:r habe eine eigene, interessante Geschichte zu erzählen: