ESG - Environmental Social Governance

Die PFAS-Regelung und ihre Auswirkungen auf die Dichtungsindustrie

Was bedeutet das vorgeschlagene PFAS-Verbot für die Dichtungsindustrie? KLINGER Dichtungstechnik gibt Einblick und Ausblick.

Die Dichtungsindustrie ist besorgt, nachdem Details aus dem geplanten Verbot von PFAS bekannt geworden sind. Erfahren Sie mehr über die Eckpunkte dieser kontrovers diskutierten Regelung.

Die Europäische Chemikalienagentur (European Chemicals Agency, ECHA) hat am 7. Februar 2023 einen Vorschlag über das Verbot von Industriechemikalien der PFAS-Gruppe veröffentlicht. Das Vorhaben wurde von Behörden in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Norwegen vorbereitet und der ECHA übermittelt. In der Dichtungsindustrie sorgt dieses Dokument für Bedenken. Der Leiter der Produktenwicklung bei KLINGER Dichtungstechnik, Stephan Piringer, beleuchtet die Details der vorgeschlagenen Richtlinie mitsamt ihren Auswirkungen auf die Dichtungsindustrie und der laufenden öffentlichen Debatte im Hinblick auf ihre Einführung.

 

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PFAS: Eine vielfältige Gruppe von Chemikalien

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (per- and polyfluoroalkyl substances, PFAS) zählen zu einer Gruppe von künstlich hergestellten Chemikalien, die in der Industrie seit Jahrzehnten zum Einsatz kommen. Es gibt über 4000 verschiede PFAS, von denen einige potenzielle Gefahren für Mensch und Umwelt darstellen. Bestimmte PFAS werden mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht, darunter Krebs, Schilddrüsenerkrankungen und Entwicklungsstörungen.

In der Umwelt sind die Substanzen nur schwer abbaubar, manche davon reichern sich auch in Menschen und Tieren an, was Grund zur Sorge vor Langzeitauswirkungen auf das Ökosystem und die öffentliche Gesundheit bereitet. Andere PFAS sind allerdings völlig unbedenklich, darunter PTFE. Wir kommen damit täglich in Kontakt, etwa bei Teflon-Pfannen. Dank seiner hervorragenden Materialeigenschaften wird diese Substanz sogar in einem besonders verletzlichen Teil des menschlichen Körpers eingesetzt, im Herzen. Herzschrittmacher, die täglich Tausende von Leben retten, benötigen Bauteile aus diesem Material.

 

Die Molekularstruktur einer PFAS-Verbindung
Die Molekularstruktur einer PFAS-Verbindung

Die weite Welt der PFAS: Über 4000 Substanzen

Die Kontroverse bei der Regelung: Im ECHA-Vorschlag wird das Verbot der gesamten PFAS-Gruppe angeregt. "Die Folgen wären weitreichend, weil der Vorschlag nicht nur die potenziell gefährlichen PFAS umfasst, sondern auch relativ harmlose wie Polytetrafluoroethylen (PTFE)“, sagt Piringer. Das vorgeschlagene Verbot würde bedeutende Auswirkungen auf verschiedene Industriezweige mit sich bringen, darunter auch die Dichtungsindustrie. Sie ist auf PTFE als essenzielles Material für die Produktion von Dichtungen angewiesen.

PTFE und die Bedeutung für die Dichtungsindustrie

Stephan Piringer, Leiter der Produktenwicklung bei KLINGER Dichtungstechnik

„PTFE ist eine Art der Polymere, die in der Dichtungsindustrie hoch geschätzt wird, weil sie einzigartige Eigenschaften wie chemische Beständigkeit, Anpassungsfähigkeit an Dichtungsoberflächen, geringe Durchlässigkeit und Temperaturstabilität in sich vereint. Der Einsatz in Dichtungen garantiert den sicheren und effizienten Betrieb von unterschiedlichen industriellen Prozessen.“

Stephan Piringer, Leiter der Produktenwicklung bei KLINGER Dichtungstechnik

 

Hersteller würden dazu gezwungen werden, alternative Materialien zu suchen, die nicht so effektiv und möglicherweise mit höheren Kosten verbunden sind.

Die Position der ESA zur PFAS-Regelung

Der Verband der europäischen Dichtungshersteller (European Sealing Association, ESA), zu dessen Mitgliedern KLINGER Dichtungstechnik zählt, hat ein Positionspapier zu diesem Thema veröffentlicht. Darin wird ein differenzierter Zugang zur PFAS-Regelung gefordert. Der Verband betont, wie wichtig es sei, zwischen gefährlichen und ungefährlichen (wie PTFE) PFAS zu unterscheiden, um unnötige Probleme für die Dichtungsindustrie zu vermeiden.

Mittlerweile hat auch die ECHA eine Plattform geschaffen, auf der sich interessierte Parteien in den Entscheidungsprozess hinsichtlich der PFAS-Regelung einbringen können. Die Plattform ermöglicht eine öffentliche Diskussion und Mitsprache, damit alle Standpunkte in die finale Entscheidung mit eingebunden werden können.

Die Zukunft der PFAS-Regelung

Der Zeitplan für die Einführung der PFAS-Regelung ist noch offen und hängt von den Prozessen der europäischen Gesetzgebung ab. „Der Vorschlagsentwurf regt einen Zeithorizont von 18 Monaten bis zu 12 Jahren für das Inkrafttreten der Regelung an. Es wird Monate dauern, bis ein entsprechendes Gesetz in der finalen Version vorliegt. Diese Unsicherheit erschwert es der Industrie, sich auf mögliche Änderungen einzustellen und darauf zu reagieren“, sagt Piringer und fügt hinzu:

Stephan Piringer, Head of Product Development at KLINGER Dichtungstechnik

„Statt einem Totalverbot aller PFAS könnte ein gezielterer Ansatz verfolgt werden, der sich auf die Regulierung von gefährlichen PFAS konzentriert und den Gebrauch von unbedenklichen Substanzen wie PTFE zulässt.“

Stephan Piringer, Leiter der Produktenwicklung bei KLINGER Dichtungstechnik

 

Dieser Zugang würde sowohl die öffentliche Gesundheit als auch die Umwelt schützen, ohne dass auf Fluorpolymer angewiesene Branchen darunter leiden müssten.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Was sind PFAS?
    Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (per- and polyfluoroalkyl substances, PFAS) zählen zu einer Gruppe künstlich hergestellter Chemikalien, die in verschiedensten Industriezweigen zur Anwendung kommen. Von den über 4000 PFAS sind einige Substanzen möglicherweise schädlich für Menschen und Umwelt, andere hingegen völlig harmlos.

  • Welchen Vorschlag zur Regelung von PFAS prüft die ECHA?
    Die europäische Chemikalienagentur ECHA prüft einen Vorschlag über das Verbot von allen PFAS, der sowohl gefährliche als auch ungefährliche Substanzen wie PTFE miteinschließt. Dieser weitreichende Vorschlag sorgt für Bedenken in Industriezweigen, die auf die Verwendung von unbedenklichen PFAS-Substanzen angewiesen sind.

  • Warum ist PTFE für die Dichtungsindustrie so wichtig?
    PFTE ist für die Dichtungsherstellung ein wertvolles Material, weil es über einzigartige Eigenschaften verfügt: chemische Beständigkeit, Anpassungsfähigkeit an Dichtungsoberflächen, geringe Durchlässigkeit und Temperaturstabilität. Es wird daher häufig für Dichtungen in vielfältigen industriellen Anwendungen eingesetzt.

  • Wie sieht der Zeitrahmen für das Inkrafttreten der PFAS-Regelung aus?
    Der Zeitplan für die Einführungen der PFAS-Regelung ist noch offen und hängt vom europäischen Gesetzgebungsprozess ab. Aus dem Vorschlagsentwurf geht ein Zeithorizont von 18 Monaten bis 12 Jahren hervor.

  • Gibt es alternative Lösungen zu einem Totalverbot von PFAS?
    Ja, es könnte ein gezielterer Zugang angestrebt werden, der sich auf das Verbot der gefährlichen PFAS-Substanzen konzentriert und den Gebrauch von sicheren Polymeren wie PTFE weiterhin zulässt. Dieser Ansatz würde den Schutz der öffentlichen Gesundheit und Umwelt mit den Bedürfnissen der Industrie, die auf den Einsatz von PTFE angewiesen ist, in Einklang bringen.

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